Refugees & immigration

Asyl für Zeeshan aus Pakistan

27 Supporters

Zeeshan ist ein schiitischer Asylwerber aus Pakistan, der aufgrund seiner Religion vom Genozid bedroht ist. Unterstützen Sie ihn und helfen Sie, die Anwaltskosten aufzubringen!

2355 €
100,00%
financed
€ 2.355
Budget
Stefanie Bryl-Vidal
Submitted by:
Implementation: 20.09.2016 - 31.12.2016
Country/Region: Austria/Carinthia
Social Media:
Status: concluded
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Final report

Als Zeeshan im Sommer 2016 den Termin für seine ersteAnhörung, dem sogenannten „Interview“ beim BfA bekam, war uns klar, dass ereinen Rechtsanwalt brauchte, um überhaupt eine Chance auf einen positivenAsylbescheid zu bekommen, da Pakistaner in Österreich eine Bewilligungsquotevon 1 % haben, in seinem Fall aber tatsächlich sein Leben von dieserBewilligung abhing.

Also haben wir einen Asylanwalt eingeschaltet und gehofft,dass wir die Anwaltskosten mit privaten Spenden im eigenen Freundes- undBekanntenkreis decken könnten.

Der Asylanwalt hat Zeeshan zum Interview begleitet, aufFehler in der Niederschrift der ersten Einvernahme in Traiskirchen hingewiesenund auch erreicht, dass seine Situation beim BfA angemessen eingeschätzt wurde.

Trotzdem wurde der Asylantrag in erster Instanz mitSchreiben vom 20.09.2016 abgelehnt. Unter Anderem wurde als Grund dieinnerstaatliche Fluchtmöglichkeit angegeben, die aber in Zeeshans Situationnicht gegeben ist.

Der Anwalt hat daraufhin Beschwerde eingelegt und beantragt,dass das Asylansuchen in zweiter Instanz beim Verfassungsgericht in Wien neugeprüft wird und – besonders wichtig - dass Zeeshan dazu erneut gehört wird, statt lediglich nach den vorhandenenAkten zu entscheiden.

Zu dieser neuen Anhörung haben wir noch keinen Termin.

Als klar wurde, dass wir im privaten Rahmen niemals genugGeld für die Anwaltskosten würden sammeln können, habe ich mich zu dem Weg überdie Spendenplattform „respekt.net“ entschlossen. Zunächst lief das Projekt eherschleppend an, aber wir konnten es glücklicherweise verlängern und hatten dannam 31.03. 2017 das Geldd tatsächlich beisammen. Der Rechtsanwalt hatte leiderkeine Geduld für eine so lange Wartefrist und übergab die Zahlungsforderungeinem Gerichtsvollzieher, dem ich die über „respekt.net“ gespendete  Summe überwiesen habe.

 

Die lange Zeit des Wartens auf die zweite Instanz hatZeeshan genutzt, um sein Deutsch zu verbessern und wir haben einenAusbildungsplatz für ihn gefunden: Seit Anfang April macht er  in einem sehr renommierten kleinen Hotel eineLehre zum Restaurantfachmann. Asylwerber, die noch keinen Asylstatus haben,dürfen vor Abschluss des 25. Lebensjahres eine Ausbildung in einem sogenanntenMangelberuf antreten, d. h. In einem Beruf, in dem es nicht genugösterreichische Interessenten gibt.

Die Betreiberfamilie des Hotels hat in unserer Region damiteine Vorreiter-Rolle übernommen, einen Asylwerber auszubilden und ist vonseinem Lerneifer und Fleiss sehr angetan. Auch Zeeshan gefällt seine Arbeit gutund er freut sich, dass er nicht mehr zum Nichtstun verdammt ist und selberfinanziell für sich sorgen kann.

Wir möchten allen Spendern, die Zeeshan geholfen haben, denStart in ein menschenwürdiges Leben in Österreich zu ermöglichen, herzlich danken!Die Unterstützung, die er auf diesem Weg erfahren hat, macht ihm Mut und lässtihn manchmal auch fassungslos den Kopf schütteln. Alle Spender haben nicht„nur“ Geld gespendet: Die Erfahrung, dass ganz fremde Menschen ein sicheresneues Leben für ihn unterstützen, gibt ihm auch viel Kraft, wenn Erinnerungenund Ängste sich manchmal noch bemerkbar machen.

Which sociopolitical purpose has the project fulfilled?

Die Vorbehalte gegenüber Asylwerbern sind in unsererländlichen Region leider sehr gross. Durch das Projekt und Zeeshans dortgeschildertenFluchtgründen sind aber auch in unserem Umfeld Menschen für dieSituation und die Probleme sensibilisiert worden, denen Asylwerber ausgesetztsind. So wird von Vielen nicht mehr nur eine „Masse“ gesehen, sondern es werdendie einzelnen Menschen wahrgenommen – mit der manchmal überraschten Reaktion„der ist ja so freundlich“ o.ä.

Die Tatsache, dass sein Asylverfahren neu aufgerollt wird,hat ihm erst die Möglichkeit zur Ausbildung verschafft. Auch die Hotelinhaberwussten nicht, mit welchen Reaktionen von Gästen sie zu rechnen haben. Es hatbislang keine einzige negative Reaktion gegeben, auch nicht von Menschen, diesonst eher sehr kritisch Asylwerbern gegenüber eingestellt sind. Vielmehr sinddie Gäste sehr angetan von seiner Höflichkeit und seinem Eifer. Lernen mussteer allerdings erst, dass Trinkgeld kein „Almosen“ ist :-)

Das Beispiel seines Dienstgebers, ihn als Asylwerbereinzustellen, macht übrigens gerade Schule: Zeeshan war der Erste, und es war nichtleicht, einen Dienstgeber zu finden, der sich auf das „Abenteuer“ einlässt. Dashat sich geändert. In unserer kleinen Region spricht sich alles schnell herum,und man merkt, dass viele Menschen beginnen, ihre bislang negative Einstellunggegenüber Menschen aus anderen Ländern, die flüchten mussten, zu überdenken.

What were the reactions of others to this project?

Ich habe Zeeshans Wunsch respektiert, das Projekt nicht „andie große Glocke“ zu hängen, kann also von keinen Reaktionen außer denen derSpender, deren Reaktion schon die Spende war, berichten.

Der Grund dafür, dass er nicht möchte, dass weitere Bilderhochgeladen werden oder ich öffentlich für das Projekt werbe, ist, dass er auchhier Angst vor Verfolgung hat. Er ist ja nicht der einzige geflüchtetePakistaner in Österreich und nicht alle haben dieselben Fluchtgründe.

For what was the donated money spent?

Das gespendete Geld wurde für die Begleichung der Anwaltskostenausgegeben.

Downloads

How will you prove the benevolence of the project?

What is the project about?

Zeeshan musste Pakistan verlassen, weil seine Familie Drohbriefe der Taliban bekommen hat, in denen seine Ermordung angekündigt wird. Als Angehöriger der schiitischen Minderheit, an der mittlerweile ein regelrechter Genozid stattfindet, ist er religiös verfolgt. Auf das Haus und das Geschäft der Familie wurden bereits Anschläge verübt, sein Vater wurde dabei schwer verletzt.

Zeeshans Mitgliedschaft bei der pazifistischen Studenten-Organisation „Tehreek-e-Hussaini“ macht ihn ebenfalls zum Angriffsziel der Taliban. Zudem ist sein Vater ein bekannter Schriftsteller, der mit seinen Büchern, in denen er die Situation im Land anprangert, ins Visier der Taliban geraten ist.

Diese Situation hat dazu geführt, dass Zeeshan auch während des Studiums in Abbotabad und Quetta nicht sicher war und nur die Flucht blieb.

In Österreich gilt eine Anerkennungsquote von 1 % für pakistanische Asylwerber.

Wir (meine Kinder, mit denen er befreundet ist, und ich) haben daher beschlossen, einen Asylanwalt mit der Betreuung seines Verfahrens zu beauftragen und so ein individuelles Asylverfahren zu ermöglichen.

Mit Ihrer Spende helfen Sie, die Anwaltskosten zu decken und Zeeshan ein sicheres Leben in Österreich zu ermöglichen.

What happens with the money if financing was successful

Anwaltsrechnung € 2.110,92

Zeeshan kommt aus Pakistan, genauer gesagt aus Parachinar, einer Stadt in der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan im Nordwesten des Landes. Sein Distrikt – die Kurram Agency, ist Teil der FATA, einem Stammesgebiet, wo der Staat Pakistan nur begrenzten Einfluss hat. In dieses Gebiet haben sich seit 2007 die Taliban, und mittlerweile auch Mitglieder des IS, einquartiert. Es gibt mittlerweile „Säuberungsaktionen“ seitens des Staates, die aber nur mäßigen Erfolg zeigen. Zeeshan ist Schiit und gehört zur Volksgruppe der Paschtunen sowie zum Stamm der Bangash.

 

Hintergrundinfos:

Moslems unterscheiden sich grob gesagt in Sunniten und Schiiten. Der Mutterstaat der Sunniten ist Saudi-Arabien, der Mutterstaat der Schiiten ist der Iran. Weltweit sind die Schiiten in der Minderheit. Beide Staaten kämpfen um die Vorherrschaft in der moslemischen Welt. Seit dem Vormarsch von Taliban und IS, die sich den Sunniten zugehörig fühlen, werden die schiitischen Moslems immer mehr als „unislamisch“ und „abtrünnig“ bedroht. In Pakistan macht die Zahl der Schiiten ca 15 % der Bevölkerung aus.

Schiiten sind aufgrund ihrer Stammeszugehörigkeit (in diesem Fall „Bangash“) und ihres Nachnamens („Ali“) erkennbar. Zudem weisen viele Schiiten Male von Selbstgeißelungen auf. (Wer Näheres wissen möchte: Googelt „Trauermonat Muharram“) Dies machen sich die Taliban und IS zunutze: Öffentliche Verkehrsmittel werden – auch in Großstädten wie Karachi und Lahore – angehalten und die Insassen werden aufgefordert, ihre Ausweise zu zeigen. Aufgrund der Nachnamen, des Religionseintrags und ggfls Narben auf Rücken oder Brust, ist ersichtlich, wer Schiit ist – und wird standrechtlich erschossen. Anschläge auf Moscheen, Bazare, Schulen und Universitäten passieren immer wieder. Desweiteren gibt es sogenannte „target killings“: Öffentlich bekannte und namhafte Schiiten werden gezielt getötet – meist durch Überfälle von motorisierten Tätern, die von Motorrädern aus schießen. Solche Vorfälle sind im ganzen Land so häufig, dass sie nicht einmal mehr in den Medien erwähnt werden, zumal dies auch von der Regierung nicht gewünscht ist. In manchen sunnitischen Moscheen wird öffentlich zum Töten von Schiiten aufgerufen, ohne das Polizei oder Regierung irgendetwas unternimmt.

 

Konkrete Situation von Zeeshan:

Extremistische Sunniten schikanieren die schiitische Bevölkerung, die immerhin 40 % der Einwohner von Parachinar ausmacht, seit etwa 2007. Die Stadt (ca 10.000 Einwohner) ist mit diesem Prozentsatz eine schiitische Enklave. Bombenanschläge auf schiitische Ziele wie Moscheen, Wohnviertel und Politiker sind in Parachinar an der Tagesordnung. Einzeltötungen, die beinahe täglich stattfinden, werden in den lokalen Medien nicht erwähnt. Daher kann das Amt für Asyl auf keine Fact finding Mission – Erkenntnisse zu diesem Thema zurückgreifen. Wo es aber keine Statistik gibt, gibt es auch keine Vorfälle, so die „Logik“.

Der Vater von Zeeshan, Roshan Bangash, ist Schriftsteller und sehr bekannt für seine kritischen und pazifistischen Texte, in denen er Gewalt und Diskriminierung anprangert und Zeugnis ablegt über die Gewalt, die in Pakistan herrscht. Das macht ihn zum Ziel von extremistischen Sunniten.

 

Die Familie betreibt einen Gewürz-Großhandel. Schon vor Jahren wurde sie wegen der exponierten Stellung des Familienvaters bedroht (er war u.A. Präsident des Parachinar Press Club) und die Familie beschloss nach dem Erhalt von Drohbriefen, in denen ihnen der Tod angedroht wurde, zumindest die Söhne in vorläufige Sicherheit zu bringen. Alle 4 Söhne wurden in Internaten in Abbotabad untergebracht, wo sie innerhalb des Campus relativ sicher leben können. Das Verlassen des Campus ist ihnen aus Sicherheitsgründen aber untersagt. Töchter hat die Familie nicht.

Wegen der schweren Diabetes-Erkrankung des Vaters, die es ihm unmöglich machte, das Geschäft weiterzuführen, kehrte Zeeshan im Jahr 2013 nach Parachinar zurück und brach sein Studium ab, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Im selben Jahr noch wurde das Haus der Familie Ziel

eines Bombenanschlags. Im Vorfeld hatte die Familie bereits den Verlust von einem Onkel, 2 Cousins sowie einem weiteren Familienangehörigen durch Anschläge zu beklagen.

Nach einem weiteren Bombenanschlag, diesmal auf das Geschäft der Familie, und weiteren Drohbriefen beschloss der Vater, Zeeshan ins Ausland zu schicken. Die Netzwerke der Aktivisten reichen weit, und auch in der Großstadt, wo sowieso unwillkürliche Überfälle an der Tagesordnung sind, ist der älteste Sohn von Roshan Bangash ein definiertes Ziel. Dies verstehen unsere hiesigen Behörden leider nicht: „Sie wollen deinem Vater schaden, nicht dir...“. Das ist insofern falsch, als der Vater bereits alt und krank ist. Dieser Vater sorgt sich nicht mehr um sich selbst – er sorgt sich um seine Nachfahren. Und über diese ist er am leichtesten zu verletzen. Die Methode, die Söhne zu töten, ist gängige Praxis.

 

Im Moment...

Zeeshan ist seit Juli 2015 bei uns im Gitschtal. Anfangs war er sehr verschüchtert und in sich gekehrt. Er hat aber schnell angefangen, sich um Mitbewohner zu kümmern, die kein Englisch sprachen und sie bei Arztbesuchen und Behördengängen begleitet. Sei Januar 2016 bemüht er sich sehr aktiv, deutsch zu lernen. Er arbeitet zudem stundenweise gemeinnützig bei unserer Kommune und ist bei unseren Bürgern dank seines freundlichen und sehr bescheidenen Auftretens sehr beliebt.

 

Aufgrund seiner Angstzustände, Niedergeschlagenheit und Schlaflosigkeit haben wir uns bemüht, einen Psychologen zu finden, der Zeeshan helfen kann. Er bekommt seit nun 3 Monaten professionelle Unterstützung.

 

Von der Anhörung vor dem BfA zu seinen Fluchtgründen und der daraus folgenden Entscheidung über Ablehnung oder Gewährung von Asyl hängt sein Leben ab. In Österreich erhält aber nur 1 % der aus Pakistan stammenden Flüchtlinge Asyl. Daher habe ich mich entschieden, einen Asylanwalt mit seinem Fall zu beauftragen und für die Kosten (2.142 €) Spenden zu sammeln.

Man kann nicht jedem Flüchtling helfen. Und es ist auch wahr, dass nicht jede Flucht wegen Lebensbedrohung geschieht. Die Fluchthintergründe von Menschen aus dem Irak und aus Syrien sind in der Öffentlichkeit bekannt, und diese Menschen bekommen auch relativ einfach und schnell einen positiven Asylbescheid.

Der Genozid an Schiiten in Pakistan dagegen ist in den Medien nicht zu finden. Wer mehr darüber erfahren möchte, sucht besser in englischsprachigen Medien.

Da ein negativer Asylbescheid für Zeeshan den Tod bedeuten würde, war in diesem Fall ein Anwalt der einzige Weg zur Hilfe und ich hoffe sehr auf Verständnis und Ihre/Deine Spendenbereitschaft.

Wer mehr erfahren möchte oder über den Ausgang des Asylverfahrens informiert werden möchte, kann sich gern jederzeit an mich wenden.

Stefanie Bryl-Vidal

Projektstandort: , , Austria

Funding target:
€ 2.144,-
Handling fee:
€ 211,-
Crowdfunding amount:
€ 2.355,-

Stefanie Bryl-Vidal
Submitted by: