Mehr Zeit für Sozialberatung!

Mit Hilfe des Crowdfundings auf Respekt.net konnte die Sozialberatung von Verein Station Wien 3 Monate lang um 5 bzw. 6 zusätzliche Wochenstunden ausgebaut und somit mehr hilfesuchende Flüchtlinge und MigrantInnen in schwierigen Lebenslagen unterstützt werden. Die Nachfrage an professioneller Sozialberatung übersteigt seit längerer Zeit unsere personellen bzw. finanziellen Ressourcen. Dennoch wurde eine Ausweitung des Beratungsangebots bislang von den fördergebenden Stellen des Vereins nicht übernommen.

Dank des Crowdfundings auf Respekt.net wurde schließlich in den Monaten November, Dezember und Jänner die Beratungszeit um ein bis zwei Stunden pro Tag erhöht. Ursprünglich waren wir von 5 zusätzlichen Stunden pro Monat ausgegangen, allerdings stellte sich heraus, dass es in der Berechnung der anteiligen Anstellung zu einem Fehler gekommen war und mit der Summe von € 1.535,- sogar noch mehr Stunden bezahlt werden konnten. So konnte das gespendete Geld schließlich im November für 5 zusätzliche Stunden und im Dezember und Jänner sogar für 6 zusätzliche Stunden verwendet werden. Auch Telefonkosten, die im Rahmen der Sozialberatung anfielen, konnten mit dem gespendeten Geld schließlich abgedeckt werden.

Insgesamt wurden also mehr Beratungstermine vergeben bzw. konnten die sonst oft langen Wartezeiten verkürzt werden. Während der Projektlaufzeit wurden insgesamt 102 Beratungsgespräche geführt sowie eine Begleitung getätigt. Das zusätzliche Angebot wurde von unseren KlientInnen, Kursteilnehmerinnen und BesucherInnen gerne angenommen, da die Nachfrage an professioneller Sozialberatung weiterhin sehr hoch ist.

An dieser Stelle möchten wir uns bei den SpenderInnen ganz herzlich bedanken, denn ohne ihre Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, eine so hohe Zahl von hilfesuchenden Menschen zu beraten.

Dadurch, dass viele KlientInnen den Verein und seine Mitarbeiterinnen bereits durch andere Projekte (Basisbildungskurse, Sprachencafé etc.) kennengelernt und Vertrauen zum Team gefasst haben, wurde die Hürde, eine Beratungsstelle aufzusuchen, für die Zielgruppe immens gemindert. Das ist insofern von Bedeutung, als Flüchtlinge und MigrantInnen oft aus verschiedenen Gründen nur sehr schwer Zugang zu ihnen unbekannten Hilfseinrichtungen finden, gleichzeitig aber besonders von Einkommensarmut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind. Der Verein Station Wien bietet durch seinen hohen Bekanntheitsgrad im Bezirk, das Ineinandergreifen der einzelnen Projekte sowie durch die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiterinnen einen niederschwelligen Zugang zu professioneller Beratung für Flüchtlinge und MigrantInnen. Darüber hinaus erfüllt der Verein eine Brückenfunktion zwischen der Zielgruppe und anderen, schwieriger zu erreichenden Einrichtungen und öffentlichen Institutionen. Bei Bedarf werden die KlientInnen auch zu Terminen bei anderen Einrichtungen begleitet. Die Erhöhung der Beratungsstunden hat also einen Beitrag dazu geleistet, schnelle und unkomplizierte Hilfestellungen für eine besonders sensible Gruppe zu bieten und somit soziale Ungleichheiten ein Stück weit auszugleichen.

Im Zeitraum November 2015 bis Jänner 2016 nahmen insgesamt 59 Personen unsere Beratung in Anspruch. Darunter waren 20 Drittstaatenangehörige, 16 EU-BürgerInnen, 19 Asylberechtigte, zwei Subsidiär Schutzberechtigte, eine Asylwerberin sowie eine österreichische Staatsbürgerin. Beratungssprachen waren Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch sowie mit vereinsinterner Dolmetscherin Arabisch, Dari, Polnisch, Türkisch und Serbisch. Die Herkunftsländer der KlientInnen sind vielfältig: Afghanistan, Ägypten, Bulgarien, Cote d’Ivoire, Gambia, Griechenland, Iran, Kirgistan, Kosovo, Marokko, Montenegro, Nigeria, Polen, Peru, Russische Föderation, Serbien, Syrien, Tansania, Tunesien, Türkei.

Inhaltlich waren die Themen Aufenthalt, Wohnen, existentielle Grundsicherung, Arbeit und Weiterbildung am häufigsten vertreten. So konnten z.B. sozialrechtliche Ansprüche durchgesetzt und an beruflichen und aufenthaltsrechtlichen Perspektiven gearbeitet werden oder in Notsituationen (Einkommensarmut, Wohnungsnot) schnell unterstützt werden.

Bei allen Beratungen wurde auf die Nachhaltigkeit der Hilfestellung und die Eigenverantwortlichkeit der KlientInnen („Hilfe zur Selbsthilfe“) geachtet. Diese Haltung kam auch bei einfachen Interventionen, wie z.B. dem Erklären von sozialrechtlichen Ansprüchen bzw. dem gemeinsamen Ausfüllen von Anträgen, zum Tragen. Durch den Zugang zu verständlichen Informationen konnten die KlientInnen dazu befähigt werden, selbstständiger zu handeln, Rechte einzufordern und durchzusetzten. Im Laufe der Fallarbeit wurden vielfache Erfolge erzielt: So konnte beispielsweise eine Alleinerzieherin, die im Krankenstand gekündigt wurde, dabei unterstützt werden, ihren Anspruch auf Mindestsicherung durchzusetzen. Ebenso erhielt eine Familie, die in einer gesundheitsschädlichen Wohnung leben musste, nach vielfältigen Interventionen schließlich ein alternatives Wohnungsangebot von Wiener Wohnen.

Die Sozialberatung von Station Wien spricht eine große Bandbreite von Menschen an: Kursteilnehmerinnen, BesucherInnen des Sprachencafés, Menschen, die über das Internet oder durch Empfehlungen aus dem Freundeskreis zu uns stoßen oder von anderen Einrichtungen zu uns geschickt werden. Auch Herkunft und Aufenthaltsstatus divergieren stark.

Positives Feedback kommt einerseits direkt von den KlientInnen an die Beraterin, andererseits auch indirekt in Form von Empfehlungen an Bekannte und Verwandte, die dann wiederum selbst die Sozialberatung aufsuchen. Auch die Kursleiterinnen, die im Rahmen der Basisbildungsangebote des Vereins tätig sind, beschreiben das Angebot der Sozialberatung als sehr entlastend, da diese im Deutschkurs oft als erste Ansprechpartnerinnen für Probleme fungieren. Bei Bedarf können sie die betreffende Teilnehmerin an die Sozialberatung weiterleiten bzw. den Kontakt zur Beraterin herstellen.

Darüber hinaus schätzen auch andere Einrichtungen unser Angebot, da es wienweit erst sehr wenige mehrsprachige Beratungsangebote gibt und viele Beratungsstellen gerne für mehrsprachige Beratungen an uns verweisen. 

Das gespendete Geld wurde dazu verwendet, die vereinsinterne Sozialarbeiterin 3 Monate lang für 5 bzw. 6 weitere Stunden wöchentlich zu beschäftigen. Darüber hinaus konnten zusätzlich Telefonkosten, die im Rahmen der Fallarbeit anfielen, abgedeckt werden.