EIN SOLARBRUNNEN FÜR DEN NACHBARSCHAFTSGARTEN MACONDO

MACONDO -30 Nationen in einem Garten 

Macondo ist eine Siedlung am Stadtrand Wiens, von BewohnerInnen benannt nach einem fiktiven Dorf aus dem Roman Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez. Flüchtlinge von aktuellen Kriegsschauplätzen aus allen Teilen der Welt treffen auf BewohnerInnen, die hier seit 1956 ihren Heimatort gefunden haben. Zur Zeit wohnen ca. 3500 Menschen mit Migrationshintergrund aus über 30 Nationen in dem Areal der ehemaligen K.u.K. Kaserne.

Das Kardinal-König-Integrationshaus, das seit 1998 eine zentrale Betreuungsfunktion in diesem Areal innehatte, wurde mit Ende September 2009 geschlossen und 2011 als Familienanhaltezentrum wiedereröffnet.

Selbstorganisierte Gartenkultur.

       Mit BewohnerInnen und Flüchtlingen.

Im Jahr 2009 wurden ausserdem die bestehenden Gärten in eine Kleingarten Zone umgewidmet und mit Mieten belegt. Die über fünfzigjährige Gartenkultur, in der sich die BewohnerInnen unterschiedlicher Herkunft selbst organisierten und die den Nährboden für ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zwischen den einzelnen Communities darstellte, begann dadurch zu verschwinden. Während die ersten Siedlungs-BewohnerInnen noch unbefristetes Wohnrecht in Macondo hatten bzw. bis heute haben, dürfen die aktuellen Neuankömmlinge seit einigen Jahren nicht länger als fünf Jahre in Macondo bleiben. Danach müssen sie in eine andere Wohnung in der Stadt übersiedeln. Das kurzfristige Wohnrecht und die damit verbundene stetige Veränderung der BewohnerInnenstruktur machten es zusätzlich schwierig, die selbstorganisierte private Gartenkultur, aufrechtzuerhalten.

Ein Garten für ALLE

Die Idee eines Community Gardens auf dem Areal von Macondo wurde 2009 im Rahmen eines Projektes der Performance Company Cabula6 geboren.

Ein „Garten für alle“ wollte vor allem verfügbare Freiräume nutzen und entwickeln: Orte der Begegnung und der Eigeninitiative schaffen; Kontinuitäten in einer flüchtigen Umgebung, die von Verlust und Veränderung geprägt ist, ermöglichen; einen Rahmen für ein fruchtbares Aufeinandertreffen der unzähligen Einzelgeschichten Macondos spannen, für die Auseinandersetzung mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden.

www.gartenpolylog.at

Umgesetzt hat diesen Garten dann der Verein Gartenpolylog mit Projektleiterin Yara Coca Dominguez und David Stanzel, mit Unterstützung der Tanzpädagogin Elisabeth Lengheimer, Barbara Dissauer als Kommunikatorin und einigen ehrenamtlichen und interessierten HelferInnen aus Macondo und von außerhalb.

Was bisher geschah:

Das erste Gartenjahr 2010 war geprägt von Aufbauarbeit in jeder Hinsicht: Zuerst musste einmal ein Garten angelegt – Boden bearbeitet, Zäune errichtet, Pflanzen gesetzt – werden. Gleichzeitig mit dem tatsächlichen Entstehen des Gartens musste Interesse an einem solchen multikulturellen, selbst- und gemeinsam verwalteten Garten geweckt werden und Vertrauen entstehen. Neben einem Gartenteil für die Kinder der Siedlung wurde ein versperrter Teil des Gartens, der noch im Aufbau begriffen war, zum sogenannten Erwachsenen- und Familiengarten. Dazwischen entstand der Dorfplatz, ein offener und für alle frei zugänglicher Ort zwischen den beiden Gartenteilen und einem zur Gartenhütte umfunktionierten Container, der zum Mittelpunkt der im Rahmen des Projekts initiierten Veranstaltungen wurde, einem Kunst- und Kulturprogramm unter dem Titel Treffpunkt Garten.

Im zweiten Gartenjahr 2011 meldeten sich zunehmend interessierte Erwachsene, die Teil des Projekts werden und ihre eigenen Beete anlegen wollten. Mittlerweile besteht das Nachbarschaftsgarten-Team aus 9 Frauen und Männern aus Macondo und Umgebung.

Förderungen und Preise

Der Nachbarschaftsgarten Macondo wurde in den Jahren 2010 und 2011 durch Förderungen des Bundesministeriums für Untericht,Kunst und Kultur ; der MA22 (Wiener Umweltschutzabteilung) und der MA17 (Integration und Diversität) finanziert. Weiters gewann das Projekt den 2ten Platz beim 'SeiDabei' Preis 2010 (1500 Euro) und bekam ein Infoschild von Bellaflora finanziert.

Was kommt noch?

2012 möchte der Verein Gartenpolylog diese GärtnerInnen vor allem in ihrer Selbstständigkeit als Gartengemeinschaft unterstützen.

Da die öffentliche Förderung des Nachbarschaftsgarten-Projekts mit 2011 zu Ende gegangen ist, wird die benötigte Infrastruktur wie der Solarbrunnen und Gartengeräte, sowie die Gartenmiete ab dem Jahr 2012 durch Sponsoren und Sozialpreise bestritten werden.

Das Geld für den Solarbrunnen zur ökologischen und effezienteren Bewässerung des Garten soll über Respekt.net organisiert werden.

Außenwirkung - Ein Vorzeigeprojekt

Im Rahmen der Aktivitäten des Trägervereins Gartenpolylog wird das Projekt weiterhin nach außen sichtbar gemacht und als Vorzeigemodell für einen interkulturellen Gemeinschaftsgarten präsentiert.

Im Gartenblog nachbarschaftsgartenmacondo.blogspot.com werden die laufenden Aktivitäten in Form von Kurzbeiträgen und Reportagen, begleitet von Foto- und Videomaterial, für Interessierte in und außerhalb Macondos sichbar gemacht. Der Blog hat – neben seiner Tagebuchfunktion – auch die Funktion einer Website, die Hintergrundinfos zum Projekt zur Verfügung stellt, und das Projekt in seinen Kontexten (Geschichte und aktuelle Situation Macondos; Vorläuferprojekt; Ziele des Projekts) darstellt.

Insgesamt hat sich der Garten in den letzten beiden Projektjahren fest in Macondo etabliert und in- und außerhalb des Areals einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Er ist zu einem wichtigen Bestandteil einer neuen Kultur der Gemeinschaftlichkeit in Macondo geworden und mit anderen Organisationen und Initiativen vor Ort sehr gut vernetzt.

Der Nachbarschaftsgarten Macondo gilt wegen seiner außergewöhnlichen Verbindung von Natur, Multikulturalität und Kunst unter den Community-Garden-Projekten als Vorzeigemodell und soll nicht zuletzt aus diesem Grund erhalten und bestmöglich unterstützt werden.