Theaterprojekt für Kinder mit Migrationshintergund in St. Nikola – Fortsetzung
Mit dem Ausdrucksspiel einen Baustein zur Integration setzen
Abschlußbericht
Erste Einheit am 6. Mai 2024
Am Projekt nehmen 7 Kinder aus Syrien und 7 Kinder aus dem Ort St. Nikola teil. Die 7 Kinder aus Syrien leben seit ca. 1 Jahr in St. Nikola. Zur Vorbereitung habe ich sehr lange überlegt, wie wir beginnen sollen. Texte, die ich mit den einheimischen Kindern aus St. Nikola erspielen konnte, kamen aufgrund der sprachlichen Barriere nicht in Frage. Also begann ich ganz basal, ganz einfach. Ich konzentrierte mich auf den Aspekt der Zuwendung. Wir spielten Tier und Tierpfleger. Die Tierpfleger bürsteten mit unterschiedlichsten Bürstenqualitäten die Tiere ab. Die Tiere waren durchwegs Hunde. Sich ganz aus das Gegenüber einlassen, zuzuwenden, was braucht mein Gegenüber, wie reagiert es auf meine Zuwendung. Überraschenderweise agierten die Kinder immer konzentrierter, saßen da, lagen da, ließen sich abbürsten. Die Kinder aus Syrien waren anfangs noch unsicher, aber mit Fortdauer der Spielsequenz wurden sie immer mutiger, gingen auch miteinander in Interaktion.
Die zweite Spielsequenz bestand darin, dass der Tierpfleger mit seinem Tier eine Höhle baute, es bereitete den Kindern eine große Freude, Höhlen zu bauen. Hier brauchte es überhaupt keine Anweisung, die Höhlen wurden mit großer Freude und Hingabe, aber auch Kreativität gebaut, keine Höhle glich der anderen.
Im darauffolgenden Spiel mit dem Impuls: Ich sorge mich um meine Katze, taten sich beim Spiel einige Hindernisse auf. Obwohl ich mit den Kindern (übersetzen und mit Bildmaterial) besprach, was Katzen alles tun, war es für die Kinder aus Syrien nicht so einfach, sich darauf einzulassen, so entstand im Spiel ein Agieren des Nebenher und weniger des Miteinander. Daher beschloss ich als Abschlusssequenz noch einmal einen Schritt zurückzumachen und bot den Kindern ein Paarspiel an, das verschiedene Aspekte des Katzenlebens herausschälte, wie sich anfauchen, anschleichen, vorsichtig berühren, die Krallen ausfahren usw.
Ein sehr interessanter Beginn des Projektes, eine große Herausforderung, ein stetiges Überlegen, Ideen über Bord werfen, und aufs Neue ein Spiel voranbringen, mit ungewissem Ausgang. So ein spannendes Projekt, ein Abbild der Wirklichkeit, ...
Wir werden alle davon profitieren und viel daraus lernen, davon bin ich überzeugt.
Zweite Einheit am 13. Mai
Um etwas Bereicherndes zuwege zu bringen, braucht es viele Überlegungen, aber auch dann ist der Ausgang noch ungewiss. So entschied ich mich diesmal, ein Spiel anzubieten, dass über den Globus hinweg bekannt ist. Denn jeder hat schon so seine Erfahrungen mit Krankenhaus und verletzt sein gemacht. Wir spielten "Tiere im Krankenhaus"
Es gab verschiedene Stationen: Warteraum, Behandlungsraum, Röntgen, Labor und OP-Saal. Bei jeder Station agierte ein Kind aus St. Nikola mit einem syrischen Kind. Es gab eine syrische Ärztin. Alle anderen waren verletzte Tiere. Die Tiere sagten, wo sie sich verletzt hatten.
Spielablauf: Durch die klare Struktur konnten die Kinder intuitiv hervorragend agieren. Zu meinem Erstaunen entstand ein intensiver Spielfluss. Lange Zeit wurde sehr konstruktiv und lustig gespielt. Die einheimischen und die syrischen Kinder spielten alle gemeinsam, ohne Scheu, mit einem gemeinsamen Ziel: gut versorgt zu sein. Alle halfen zusammen und die Dynamik des Spiels ging allmählich in eine Eigendynamik über, die man mit bereichernd, agil und lehrreich umschreiben kann oder wie im Jeux Dramatiques: Spielfluss ohne Ende. Erst mit dem Gong schnauften wir alle durch, so voll und beglückt waren wir von dem Spielen.
Fazit: Auch so kann es sein, wenn man sich mit Unbekanntem einlässt: voller Überraschungen, ein wunderbares gemeinsames Agieren, ganz vergessend, woher man kommt, einzig darauf bedacht, Ideen zu entwickeln und ein gemeinsames Produkt zu erschaffen.
Dritte Einheit am 27. Mai
Diesmal spielten wir eine etwas ungewöhnliche Geschichte. Wir spielten „Die Raupe Nimmersatt. Auf den ersten Blick hin eine Zumutung für Kinder dieses Alters, neun, zehn Jahren. Aber in Anbetracht des Sprachverständnisses und des Verständnisses Texten gegenüber entschied ich mich nach längerem Überlegen doch, diese Geschichte zu spielen. Einen Vorteil hat diese Geschichte, dass sie sehr anschaulich dargestellt ist und die Abläufe genau festhält. Und manchmal ist es gut, eine Geschichte exakt zu spielen, um Sicherheit für die Abläufe zu bekommen. Zusätzlich zu der Geschichte spielten Kinder aus St. Nikola zwei Tiere, die entdeckt wurden und zwei andere Kinder spielten Forscher.
Im Vorfeld bauten die Kinder wieder ihre Unterschlüpfe und errichteten Höhlen, was den Kindern sehr viel Freude bereitete. Das Spielen entwickelte sich anfangs sehr zäh, erst als die Forscher in das Spiel einstiegen, entstand eine Lebendigkeit unter den Raupen, die aber rasch wieder erlahmte. Spielimpulse meinerseits fruchteten auch nicht besonders. Erst als die anderen Tiere (durch einen Trick meinerseits) die Raupen wieder anstachelten, entwickelt sich eine eigenständigere Spielweise, die allmählich in einen kleinen Spielfluss mündete. Aber nach der Verpuppung entstand etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte. (Anmerkung: Die Kinder wurden von mir und der Lehrerin eingewickelt und jedes Kind bekam Tücher in unterschiedlichen Farben, mit dem sie dann, nach der Verpuppung, zu einem einzigartigen Schmetterling wurden.) Die Kinder entwickelten nach und nach, auf ganz unterschiedliche Weise, ein spontanes Geschehen, Eine bunte Schar von Schmetterlingen wirbelte im Raum herum, die Forscher untersuchten die Schmetterlinge, die sich auf Bäumen niederließen, ich ließ sie immer wieder an Blumen schnuppern und die Tiere, die auch entdeckt wurden, konnten ihre Neugierde nicht hintanhalten und scheuchten die bunten Schmetterlinge immer wieder auf.
Fazit: Es lohnt sich geduldig zu bleiben. auch wenn die Nerven strapaziert werden, und man soll vor allem bedenken, dass die Verwandlung Zeit braucht, um Wirklichkeit zu werden.
Vierte Einheit am 4. Juni
Nun entscheid ich mich zum Gegenteil, einen anspruchsvollen Text zu spielen, den ich veränderte. Wir spielten „Wie das Feuer auf die Erde kam“. Interessanterweise hatte ich, als wir im Kreis saßen, ein sehr gutes Gefühl. Es sollte mich nicht täuschen.
Gemeinsam gestalteten wir das Meer und auch das Land. Die Szene mit dem brennenden Baum (s. Foto) bereitete den Kindern sehr großen Spaß. Der Inhalt der Geschichte war folgender: Auf der Erde war es kalt. Die Tiere lebten auf der Erde (gemeinsam übten wir, wie es ist, wenn es kalt ist) Die Kinder konnten sich in diese Atmosphäre, in die kalte Welt, sehr gut hineinfühlen). Nun geschah folgendes: Von einem sogenannten Donnergott wurde auf der Insel ein Baum in Brand gesetzt (zwei Kinder aus Syrien spielten zwei Bäume), die Aufgabe der Tiere (wie Eule, Rabe oder Schlange bestand darin, das Feuer zu holen. Aber alle scheiterten. Dem Raben verbrannten die Flügel, der Eule verbrannten die Augen und der Schlange verbrannte die Haut. Ich veränderte die Geschichte folgendermaßen: auch alle anderen Tiere durften hinüberfliegen oder hinüberhoppeln, hinüberschwimmen und scheiterten ebenso. Die „verletzten Tiere“ wurden von zwei Kindern auf der Krankenstation versorgt. Schließlich schafften es zwei Wasserspinnen gemeinsam, das Feuer auf die Erde zu bringen. Nun entstand auf der Erde ein großes Feuer (s. Foto) an dem sich alle Tiere gemeinsam wärmten.
Fazit: Die Idee, das alle gemeinsam auf die Insel fliegen oder schwimmen durften, war ein Glücksgriff. Denn durch dieses gemeinsame Erlebnis auf ein Ziel hin entstand eine ungeheure Dynamik, die in einen wahnsinnig schönen Spielfluss mündete, der nicht mehr abebben wollte. Ich war ganz hingerissen, damit hatte ich nie und nimmer gerechnet. Ein wunderschönes Spiel zum Abschluss, das in seiner Einfachheit, aber auch in seiner versteckten Komplexität mit den unterschiedlichen Elementen, einen Nerv der Kinder berührte, der sehr viele Emotionen freilegte.
Welchen gesellschaftspolitischen Zweck hat das Projekt erfüllt?
Das betrifft jetzt meine Theaterarbeit. Wenn man mit Kindern aus fremden Ländern arbeitet, kann man mit Verstand herangehen und sich überlegen, wie man es angeht. Man kann hin und her überlegen, Konzepte entwerfen, wieder verwerfen und schließlich mit einem Plan in die Umsetzung hineingehen. Dazu habe ich viele Hilfsmittel verwendet, wie Zeichnungen, anschauliches Bildmaterial, Translater, Dolmetsch durch eine Schülerin. Und es sind, wie gesagt Hilfsmittel. Die praktische Umsetzung war eine andere Sache. Theorie und Praxis. Selten wurden diese Begriffe so reell präsent.
Nun möchte ich den Bogen hinüberspannen zum sogenannten gesellschaftspolitischen Zweck. Erst einmal ist es wichtig sich auf diesen Prozess einzulassen. Selten hat mich ein Projekt so gefordert, so an meine Grenzen gebracht. Und dabei habe ich immens viel lernen dürfen, Kompromisse zu schließen, einen Schritt zurückzugehen, versuchen zu verstehen, wieso das Spielen nicht funktioniert hat. Und dann immer wieder überrascht zu werden, wie gut es klappt und nicht einmal zu wissen, wieso es gerade jetzt gut geklappt hat. Zuzugehen auf die Kinder, auf diese fremde Kultur und den Boden mit dieser Methode Jeux Dramatiques aufzubereiten, ein Korn zu säen und hoffen, dass eine Saat aufgeht. Hat meiner Meinung nach einen gesellschaftspolitischen Zweck erfüllt, der nur ein Schritt von vielen sein kann, aber gegangen worden ist und das ist wichtig.
Wichtig war mir auch, dass die Kinder aus dem Ort St. Nikola, die einheimischen Kinder nicht zu kurz kamen. Denn die Gefahr bestand natürlich, da ich den Flüchtlingskindern sehr viel Zeit widmete. Aber ich habe bei den Spielen versucht, bewusst die einheimischen Kinder einzubauen, mit speziellen Rollen und speziellen Aufgaben. Zu meiner Überraschung ist das gemeinsame Spielen sehr gut gelungen, obwohl ich, wie erwähnt, das Spielen auf ein anderes Niveau senken musste. Das ist der Vorteil der Theaterarbeit, dass diese Grenzen, die natürlich bestehen, auf spielerische Art hinweggeschoben werden, so als betrete man einen eigenen Raum. Und wenn wir diesen Raum dann bespielt haben, war es vollkommen egal, wer wir waren, woher wir kamen, wir waren die Akteure in unserem Geschehen.
So hoffe ich, dass wir im Nächsten Jahr weiterarbeiten können, denn die Kinder aus Syrien bleiben weiterhin in der Schule, so können wir nach diesem ersten Schritt weitere folgen lassen und davon bin ich überzeugt, die Ernte einfahren können.
Wie waren Reaktionen anderer zu diesem Projekt?
s. Stellungnahme der Lehrerin (beigefügt)
Alle Kinder haben sich über das Projekt sehr gefreut, aber insbesondere bedanken möchten sich hiermit:
Saleh
Udai
Ritaj
Ahmad
Rim
Nur
und Mariam
Wofür wurde das gespendete Geld konkret ausgegeben?
Das Geld wurde für die Abhaltung für die 4 Workshops ausgegeben. (s. Schulbestätigung) und für die Fahrt zum Kursort (s. Kostenaufstellung). Da etwas mehr Geld gespendet wurde, als veranschlagt, habe ich zusätzlich für die 1. und 2. Klasse (wo auch fünf Kinder mit Migrationshintergrund sind) einen Workshop abgehalten.
Downloads
Bestätigung Christian Wiesinger Projekt Respekt.pdf
Stellungnahme Lehrerin.pdf
Kostenaufstellung 2578
Wie werden Sie die Mildtätigkeit des Projektes nachweisen?
Projekt Neuigkeiten
Über das Projekt
Worum geht es in dem Projekt?
Kinder lieben es sich durch das Spiel auszudrücken und Kontakte unbeschwert zu knüpfen. Im Ausdrucksspiel haben sie die Möglichkeit sich auf gleicher Ebene zu begegnen und ihre Bedürfnisse auszudrücken.
Bedürfnisse sind überall auf der Welt gleich, da gibt es keine Unterschiede: wir haben ein Bedürfnis nach Nähe, nach Heimat und Geborgenheit, in allen Kulturkreisen auf der Welt. Und auch die Fremden bei uns haben diese Bedürfnisse.
Mit diesem Projekt wollen wir ihren Bedürfnissen eine Heimat geben, damit sie sich ein bisschen wie zuhause fühlen können!
Wieso ist mir dieses Projekt ein Anliegen?
Kinder mit Migrationshintergrund sind hier bei uns fremd. Sie sind oft unserer Sprache nicht mächtig oder müssen sie Stück für Stück erlernen. In den Schulklassen müssen sie erst ihren Platz finden. Hürden über Hürden. Theaterspiel ist ein geeignetes Mittel, um Barrieren zu überwinden, um sich näher zu kommen.
Im Ausdrucksspiel kommt hinzu, dass die sprachliche Barriere auch noch wegfällt, da wir ohne zu Sprechen auskommen. Die Kinder begegnen sich als Bär, als Hund, als Hirte, das ist ihnen alles vertraut. Sie begeben sich z. B. auf die Suche nach Nahrung, sie balgen herum …
Wir kommen uns wieder näher und entwickeln mehr Verständnis füreinander!
Ziel: Den „Migrantenkindern“ soll eine gute Integration gelingen. Durch das unbeschwerte Spiel können die Kinder zusammenwachsen, was sich förderlich auf die Klassengemeinschaft auswirkt. Durch das Verkleiden, Spielen einer Rolle werden sie in ihrer Persönlichkeit gestärkt und können das Erlebte in ihr oft schwieriges Leben integrieren.
Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?
Vier Workshops an der VS St. Nikola. Ein Workshop dauert 3 Stunden. 3 Stunden sind bei einem Stundensatz von € 80,-- veranschlagt. Somit ergibt sich ein Gesamtbetrag von € 960,-- Die Fahrtkosten belaufen sich auf € 400,-- Gesamtkosten: € 1360,--
Theaterprojekt 2024 in St. Nikola
Das Projekt wird, wie in den Jahren zuvor, in St. Nikola in Oberösterreich durchgeführt. Es wird diesmal in drei Schulstufen gespielt, da vier Migrantenkinder dazukommen. So werden voraussichtlich 14 Kinder daran teilnehmen. 6 Kinder mit Migrationshintergrund und acht einheimische Kinder. Da einige Kinder die Spielart des Ausdrucksspieles bereits kennen, können die neu hinzukommenden Kinder behutsam mit in das Spiel hineingenommen und geführt werden.
Kinder aus vielen verschiedenen Ländern spielen in diesem geschützten Rahmen des Theaterspiels miteinander und erfahren dabei, wie einfach und unbeschwert das gemeinsame Erleben sein kann. Sie können in ihrer Rolle aufgehen und aufeinander zugehen, in der Unbeschwertheit des gespielten Stückes.
Anknüpfend auf die Erfahrungen und Erlebnisse des letzten Schuljahres werde ich hauptsächlich mit Texten arbeiten, an denen sich die Kinder gut orientieren können. Märchen und Sagen bieten sich dazu wieder an, aber auch ein besonderes Spiel, das Wunden heilt. Aus dem Buch „Ich mache dich gesund, sagte der Bär“ - Die Krankenhausszene. Ein lustvolles heilsames Spiel, das länderübergreifend in seiner Klarheit leicht gespielt werden kann. Kranke Tiere werden ambulant versorgt, auch im Krankenhaus aufgenommen, gepflegt, eventuell sogar operiert, genesen wieder und gehen nach Hause.
Ablauf: Es kann sein, dass das freie Spiel, wie es im Jeux Dramatiques üblich ist, von Beginn weg, noch nicht so möglich ist. Das wir mit einfachen Textpassagen arbeiten werden. Teile aus Märchen herausnehmen und herausspielen, was aber auch reizvoll ist. So werden wir uns von Stunde um Stunde herantasten und schauen, was möglich und spielbar ist. Den Aktionsradius kontinuierlich erweitern.
Die Herausforderung annehmen und nicht daran scheuen, wenn man mit Kindern arbeitet, die in unser gewohntes Leben eintreten.
Projektstandort: St. Nikola 3, 4381 St. Nikola, ÖsterreichZweite Einheit am 13, Mai
Um etwas Bereicherndes Zuwege zu bringen, braucht es viele Überlegungen, aber auch dann ist der Ausgang noch ungewiß. So entschied ich mich diesmal, ein Spiel anzubieten, dass über den Globus hinweg bekannt ist. Denn jeder hat schon so seine Erfahrungen mit Krankenhaus und verletzt sein gemacht. Wir spielten "Tiere im Krankenhaus"
Es gab verschiedene Stationen: Warteraum, Behandlungsraum, Röntgen, Labor und OP-Saal. Bei jeder Station agierte ein Kind aus St. Nikola mit einem syrischen Kind. Es gab eine syrische Ärztin. Alle anderen waren verletzte Tiere. Die Tiere sagten, wo sie sich verletzt hatten.
Spielablauf: Durch die klare Struktur konnten die Kinder intuitv hervorragend agieren. Zu meinem Erstaunen entstand ein intensiver Spielfluss. Lange Zeit wurde sehr konstruktiv und lustig gespielt. Die einheimischen und die syrischen Kinder spielten alle gemeinsam, ohne Scheu, mit einem gemeinsamen Ziel: gut versorgt zu sein. Alle halfen zusammen und die Dynamik des Spiels ging allmählich in eine Eigendynamik über, die man mit bereichernd, agil und lehrreich umschreiben kann oder wie im Jeux Dramatiques: Spielfluss ohne Ende. Erst mit dem Gong schnauften wir alle durch, so voll waren wir von dem Spielen.
Fazit: Auch so kann es sein, wenn man sich mit Unbekanntem einlässt: voller Überraschungen, ein wunderbares gemeinsames Agieren, ganz vergessend, woher man kommt, einzig darauf bedacht, Ideen zu entwickeln und ein gemeinsames Produkt zu erschaffen.
Projektleiter Christian Wiesinger
Erste Einheit am 6. Mai 2024
Am Projekt nehmen 7 Kinder aus Syrien und 7 Kinder aus dem Ort St. Nikola teil. Die 7 Kinder aus Syrien leben seit ca. 1 Jahr in St. Nikola. Zur Vorbereitung habe ich sehr lange überlegt, wie wir beginnen sollen. Texte, die ich mit den einheimischen Kindern aus St. Nikola erspielen konnte, kamen aufgrund der sprachlichen Barriere nicht in Frage. Also begann ich ganz basal, ganz einfach. Ich konzentrierte mich auf den Aspekt der Zuwendung. Wir spielten Tier und Tierpfleger. Die Tierpfleger bürsteten mit unterschiedlichsten Bürstenqualitäten die Tiere ab. Die Tiere waren durchwegs Hunde. Sich ganz aus das Gegenüber einlassen, zuzuwenden, was braucht mein Gegenüber, wie reagiert es auf meine Zuwendung. Überraschenderweise agierten die Kinder immer konzentrierter, saßen da, lagen da, ließen sich abbürsten. Die Kinder aus Syrien waren anfangs noch unsicher, aber mit Fortdauer der Spielsequenz wurden sie immer mutiger, gingen auch miteinander in Interaktion.
Die zweite Spielsequenz berstand darin, dass der Tierpfleger mit seinem Tier eine Höhle baute, es bereitete den Kindern eine große Freude, Höhlen zu bauen. Hier brauchte es überhaupt keine Anweisung, die Höhlen wurden mit großer Freude und Hingabe, aber auch Kreativität gebaut, keine Höhle glich der anderen.
Im darauffolgenden Spiel mit dem Impuls: Ich sorge mich um meine Katze, taten sich beim Spiel einige Hindernisse auf. Obwohl ich mit den Kindern (übersetzen und mit Bildmaterial) besprach, was Katzen alles tun, war es für die Kinder aus Syrien nicht so einfach, sich darauf einzulassen, so entstand im Spiel ein Agieren des Nebenher und weniger des Miteinander. Daher beschloß ich als Abschlußsequenz noch einaml einen Schritt zurückzumachen und bot den Kindern ein Paarspiel an, das verschiedene Aspekte des Katzenlebens herausschälte, wie sich anfauchen, anschleichen, vorsichtig berühren, die Krallen ausfahren usw.
Ein sehr interessanter Beginn des Projektes, eine große Herausforderung, ein stetiges Überlegen, Ideen über Bord werfen, und aufs Neue ein Spiel voranbringen, mit ungewissem Ausgang. So ein spannendes Projekt, ein Abbild der Wirklichkeit, ...
Wir werden alle davon profitieren und viel daraus lernen, davon bin ich überzeugt.
Projektleiter
Christian Wiesinger