


Menschenwürde für Alle: Finanzierung von 2 Friedhöfen für verstorbene Geflüchtete auf der Balkanroute
Das Projekt "Menschenwürde für Alle" der SOS Balkanroute schafft mit 41 Grabsteinen auf 2 Friedhöfen an den EU-Außengrenzen einen Ort der Erinnerung und Trauer für die Opfer der Festung Europa.
Abschlußbericht
Auf den Friedhöfen in Bijeljina und Zvornik an der Grenze Bosniens zu Serbien, wo regelmäßig Geflüchtete im Grenzfluss Drina ertrinken, stehen nun 41 Grabsteine und zwei Denkmäler, die an die verstorbenen Geflüchteten auf der Balkanroute erinnern. Dieses Pioniersprojekt, entstanden in der bosnischen Zivilgesellschaft durch engagierte Helfer:innen, Patholog:innen und die lokale Wasserrettung, zur Gänze finanziell getragen durch SOS Balkanroute, wurde dank der Mithilfe der Spendenaktion von respekt.net realisiert.
„Niemals werden wir Euch und Eure in der Drina versunkenen Träume vergessen“
„Hier sind Migranten und Geflüchtete begraben“, so die Aufschrift eines Gedenksteins vor einer Reihe von frisch gepflanzten Pappeln. „Niemals werden wir Euch und Eure in der Drina versunkenen Träume vergessen“, so die Botschaft eines weiteren Steins. In unermüdlicher Vorarbeit durch SOS Balkanroute mit Helfer Nihad wurden zahlreiche Gespräche geführt, Bewilligungen eingeholt, uns so manche Hürde überwunden, um den Weg zu einer schnellen und erfolgreichen Realisierung des Projekts zu ebnen. Die Friedhöfe wurden am 20. und 21. Jänner 2023 von SOS Balkanroute gemeinsam mit lokalen bosnischen Aktivist:innen, der Bergrettung, dem Zivilschutz, dem bosnischen Menschenrechtsministerium und im Beisein zahlreicher NGOs, Institutionen und Medienvertreter:ininen feierlich enthüllt.
Im Anschluss daran fand eine Konferenz mit Akteur:innen aus Bosnien, Kroatien und Serbien unter dem Titel „Gestoppte Träume an Europas Außengrenzen“ unweit des Friedhofs in Bijeljina statt, bei der man sich einig war: Die Staaten müssen Verantwortung übernehmen und in Zukunft nicht nur ein menschenwürdiges System der Bestattung, sondern auch eine DNA-Datenbank schaffen, um für Angehörige endlich Klarheit zu schaffen. Bis es soweit ist, wird SOS Balkanroute weiter gegen das Vergessen kämpfen. Die zwei neurenovierten Friedhöfe sind ein wichtiger Schritt in diesem Prozess.
Wir danken allen Unterstützer:innen und Multiplikator:innen, mit deren Hilfe dieses Projekt umgesetzt werden konnte.
Welchen gesellschaftspolitischen Zweck hat das Projekt erfüllt?
Mit der Renovierung der Friedhöfe und dem Aufstellen der Grab- und Gedenksteine wurde nicht nur ein würdiger Ort des Friedens für die Menschen, die auf der Suche nach Schutz ihr Leben verloren haben, realisiert, sondern ihnen auch ein Denkmal gesetzt. Es erinnert an die Leben und Geschichten der dort begrabenen Geflüchteten, an ihre Träume und Sehnsüchte nach einem friedlichen und sicheren Platz in Europa. Und gleichzeitig ist es ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa. Es besteht kein Zweifel, dass bei Bestehen von legalen, geordneten Fluchtwegen diese Menschen nicht ertrunken wären. Aufgrund der Illegalisierung von Flucht und Migration mussten die Menschen, trotz bestehender Infrastruktur wie Brücken, andere, gefährlichere und risikoreichere Wege nehmen und sind dabei ertrunken.
An der Enthüllung und Gedenkfeier sowie der anschließenden Konferenz unter dem Titel „Gestoppte Träume an Europas Außengrenzen“ im Jänner 2024 nahmen lokale bosnische Aktivist:innen, das UNHCR, die International Commission on Missing Persons, die lokale Bergrettung, der Zivilschutz, das bosnische Menschenrechtsministerium und zahlreiche NGOs und Institutionen aus Bosnien und den umliegenden Ländern sowie Österreich teil – unter anderem die Omas gegen Rechts, Vertreter:innen der Diakonie, die Influencerin Alexandra Stanić, das Pfarrnetzwerk Asyl, das Bosnische Rote Kreuz, u.v.m. Auch lokale und internationale Medienvertreter:innen waren vor Ort – unter anderem ZDF und ARD. Gemeinsam mit SOS Balkanroute verbreiteten die Teilnehmenden die Botschaft: Die Politik der Abschottung, der Stacheldrahtzäune, das gewaltsame Vorgehen des Grenzschutzes an Europas Außengrenzen kostet Leben. Und es gibt kein anonymes Sterben. Hinter jedem Stein mit der Aufschrift N.N. (no name) steht ein Name, eine Geschichte, Träume und Hoffnungen, Mütter, Väter, Freund:innen, Angehörige. Menschenwürde für alle!
„Es ist wichtig, dass die Botschaft wirklich dort ankommt, wo die Verantwortlichen für Pushbacks, Grenzgewalt und dieses tödlichen Grenzregimes sitzen. Und wir können und sollten als Gesellschaft von den Menschen vor Ort, die im Gegensatz zu unseren Staaten Verantwortung übernehmen, viel lernen“, sagt Petar Rosandić, Obmann der SOS Balkanroute. Ob die Botschaft zu einem fundamentalen Kurswechsel des europäischen Grenzregimes führen wird, ist angesichts der aktuell toxischen und von rechtspopulistischen Narrativen geprägten Migrationsdebatten fraglich. Die Friedhöfe der Namenlosen wurden jedoch vom lokalen zum internationalen Thema mit zahlreichen Berichterstattungen und großer medialer Aufmerksamkeit, bei der vor allem auch die Akteur:innen vor Ort, die sich seit Jahren für eine würdige letzte Ruhe der Verstorbenen und deren Identifikation einsetzen, zu Wort kommen. Die dadurch entstandene Sichtbarkeit, gemeinsam mit den Gedenkstätten, setzt ein wichtiges Zeichen gegen das anonyme Sterben und gegen das Unrecht, welches sich an Europas Außengrenzen abspielt.
Zuletzt hat uns die Nachricht erreicht, dass durch die entstandene Aufmerksamkeit und den Druck, die Internationale Kommission für vermisste Personen (International Commission on Missing Persons, ICMP) ihrer Verantwortung nachkommen und Schritte zur Identifizierung der Verstorbenen einleiten wird, indem sie die ersten 41 DNA-Proben der Verstorbenen machen und in eine Datenbank speisen wird. Das ist zugleich der größte spürbare Erfolg des Projekts, welcher vor allem durch den Druck der Berichterstattung über die Friedhöfe erreicht werden konnte. Ein weiterer Meilenstein in diesem Projekt.
SOS Balkanroute wird nicht aufhören, an das Leid und Unrecht an Europas Außengrenzen zu erinnern und sich weiter dafür einsetzen, dass man nicht wegschauen kann. Die Renovierung eines nächsten lokalen Friedhofes in der Stadt Bratunac ist in Planung.
Wie waren Reaktionen anderer zu diesem Projekt?
Wie bereits erwähnt, erreichte das Projekt spätestens mit der Eröffnung der Friedhöfe in Bijeljina und Zvornik eine hohe mediale Aufmerksamkeit, die bis heute nachhallt. Das Thema rückt wieder in den Blickpunkt in unzähligen Berichten, Meldungen und Reportagen weltweit. Hier nur einige Beispiele:
Migrants who died in Bosnia get marble headstones and a memorial The Associated Press
Gefährliche Passage auf der Balkanroute: Freiwillige im Dienst der Toten Frankfurter Rundschau
Europe's Nameless Dead Spiegel International
Und am 15.05.2024 um 22:40 Uhr berichtet das Auslandsjournal im ZDF
Einige Stimmen von Akteur:innen und Unterstützerinnen des Projekts „Menschenwürde für alle!“ sollen nicht unerwähnt bleiben:
"Dieses Projekt schafft endlich menschenwürdige Grabstätten. Ich wünsche Euch, dass die jungen Verstorbenen nie vergessen werden", Justizministerin Alma Zadić per Videobotschaft zur feierlichen Eröffnung der Friedhöfe und nachfolgenden Konferenz. Sie betonte, dass dieses Projekt dazu beitrage, „die Menschenwürde dieser Opfer zu wahren“.
„Mir war es ein Anliegen, mich um die Gräber zu kümmern, sie zu erhalten und vor dem Vergessen zu bewahren. Denn wenn wir schon nicht das Leben dieser Menschen retten konnten, sollten wir ihnen wenigstens nach dem Tod ihre Würde zurückgeben. Die neuen Grabsteine symbolisieren für mich nicht nur den erfolgreichen Kampf um eine würdige Ruhestätte für die namenlosen Toten. Ein Ziel ist es, dass die Gedenksteine an der Balkanroute zu Europas Mahnmal der Schande werden: Nicht die Drina hat die Leute getötet, sondern die Politik des Stacheldrahts und der geschlossenen Grenzen.“ Nihad Suljić, SOS Balkanrouten-Helfer
"Vor nicht mal einem Monat erinnerten viele EU-Länder an das 75-jährige Bestehen der Menschenrechte und wie stolz man auf diese Errungenschaft sei, aber hier an der Außengrenze werden diese Menschenrechte oft verletzt. Diese scheinen an den Grenzen der EU nicht zu gelten. Das ist eines Europas unwürdig - diese Gräber sind eine Schande für Europa." Grüne Nationalratsabgeordnete Bedrana Ribo in einer Rede bei den Gedenkfeierlichkeiten in Bijeljina.
„Bei zwei bewegenden Feiern auf dem Friedhof in Bijeljina und direkt an der Drina in Zvornik haben wir gemeinsam mit bosnischen Flüchtlinsghelfer:innen und Angehörigen der Toten gedacht, der Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen müssen, weil es keine legalen Fluchtwege nach Europa gibt. Sprechen wir über das, was ihnen an den EU-Außengrenzen geschieht, und fordern wir eine andere menschlichere Asylpolitik.“ Roswitha Feige, Pfarrnetzwerk Asyl
„Jeder Tote hat das Recht nach Hause zu kommen – oder dass seine Familie wenigstens weiß, wo er begraben liegt. Das ist keine lokale Geschichte mehr über die Drina. Dank der Medien hat die Sache nun eine ganz andere Dimension erhalten.“ Vidak Simic, Pathologe in Bijeljina
„Für mich ist es eine Genugtuung, dass die Toten endlich ihre Ruhe finden können – und ich dazu auch etwas Gutes beitragen kann.“ Nenad Jovanović von der Bergrettung in der Region Bijeljina im freiwilligen Einsatz zur Bergung der Leichen aus dem Fluss Drina.
Wofür wurde das gespendete Geld konkret ausgegeben?
Mit Hilfe der Unterstützer:innen auf respekt.net konnte die Fertigung, Beschriftung und Aufstellung von 41 Grabsteinen auf den Friedhöfen in Bijeljina und Zvornik finanziert werden.
Wir danken noch mal allen für die großartige und solidarische Unterstützung dieses Projekts!
Downloads
Wie werden Sie die Mildtätigkeit des Projektes nachweisen?
Projekt Neuigkeiten
Über das Projekt
Worum geht es in dem Projekt?
Unter dem Motto Würde für Alle - macht die SOS Balkanroute die Verstorbenen an den EU-Außengrenzen sichtbar. Am Tag der Menschrechte starten wir das Projekt „Menschenwürde für Alle“, um den Menschen, die auf der Suche nach Schutz ihr Leben verloren haben – einen letzten Ort des Friedens zu ermöglichen. Nicht nur die Hoffnungen der jungen Menschen zerschellten an den Toren Europas, sondern auf einer der tödlichsten Fluchtrouten der Welt herrschen menschenunwürdige Verhältnisse: systematische Folter, Unrecht und Diskriminierungen. Hier in Österreich und Europa trägt die Politik bei und trifft Entscheidungen, die Tausenden Menschen an den EU-Außengrenzen jährlich das Leben kosten.
Gemeinsam mit unserem lokalen Helfer Nihad, der seit Jahren die Angehörigen von vermissten Geflüchteten bei ihrer verzweifelten Suche begleitet, sollen auf den Friedhöfen in Bijeljina und Zvornik, an der bosnisch-serbischen Grenze 41 Grabsteine aufgestellt werden. Ziel des Projekts ist es, dass das Leben und die Geschichte der dort begrabenen Geflüchteten niemals vergessen und die geraubte Menschenwürde zurückgegeben wird. Am 20 Jänner findet während einer Gedenkfeier die Enthüllung der Gräber statt.
Wir möchten einen Ort schaffen - an dem die Angehörigen trauen können und die Verstorbenen unvergessen bleiben. Setzt mit uns ein Zeichen gegen das Vergessen!
Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?
Die SOS Balkanroute setzt sich seit Jahren gegen das Wegschauen ein und erinnert an das Leid sowie das tägliche Unrecht an den EU-Außengrenzen. Die Grabsteine sorgen dafür, dass nicht weggeschaut werden kann, wenn die Politik der Grenzzäune Leben kostet. Das Projekt setzt sich nicht nur dafür ein, dass die Menschenrechtsverletzungen sichtbar bleiben, sondern dass jene, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben - endlich ankommen können und ihre Geschichte und ihre Träume überleben.
Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?
Mit Hilfe des Projekts "Menschenwürde für Alle" wird ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen der Opfer der Festung Europa gesetzt! Insgesamt 41 Grabsteine werden an zwei Friedhöfen an der serbisch-ungarischen Grenze, wo unbekannte Geflüchtete begraben wurden, aufgestellt, um ihren Familien einen Ort des Gedenkens und den Verstorbenen einen Ort des Friedens zu widmen.
Die SOS Balkanroute wir regelmäßig von Angehörigen von Vermissten kontaktiert, die verzweifelt seit Tagen, Monaten oder Jahren ihre Kinder, Brüder, Schwester und Freund:innen suchen, die auf der Flucht entlang der Balkanroute spurlos verschwunden sind. Seit 2019 zeigt die SOS Balkanroute bereits die täglichen systematischen Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen auf, konfrontiert die Politik und versucht weitere Todes- und Folteropfer zu verhindern.
Wir möchten gemeinsam mit unserem Helfer Nihad einen Ort schaffen - an dem die Angehörigen trauen können und die Verstorbenen unvergessen bleiben. Am 20. Jänner 2024 werden gemeinsam mit zahlreichen Institutionen, sowie der bosnischen und der serbischen Bevölkerung während einer interreligiösen Gedenkfeier die Grabsteine enthüllt. Sie sind ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa.
Gemeinsam mit Euch setzen wir uns gegen das Verschwinden der Menschen, ihrer Geschichte und gegen das Verschwinden der Menschenrechte ein!
SOS Balkanroute
Permanenter Widerstand gegen das Wegschauen!
Wer wir sind: Die Geschichte einer Initiative
Die SOS Balkanroute ist eine humanitäre Initiative für ein menschenwürdiges Leben von geflüchteten Menschen in Südosteuropa.
Die Geschichte der SOS Balkanroute begann 2019 im Horrorcamp Vučjak, einem Lager in den Bergen der bosnischen Stadt Bihać, gelegen auf einer alten Müllhalde, neben einem Minenfeld. Dort lebten zahlreiche Geflüchtete; wie auch in improvisierten Lagern, verlassenen Fabriken und in den Wäldern. Es wurden die ersten Sachspendentransporte für geflüchtete Menschen entlang der sogenannten Balkanroute – insbesondere in das Grenzgebiet Bosnien-Herzegowina / Kroatien - organisiert, um die Menschen mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Auf Druck unserer und vieler anderer Initiative wurde das Horrorlager Vučjak geschlossen.
Im Dezember 2020 passierte jedoch die nächste humanitäre Katastrophe: Das Lager Lipa, ebenso isoliert in den Bergen, ging in Flammen auf und brannte ab. Dort waren bereits vor dem Brand weder Heizung noch Strom oder ausreichend Wasser für Geflüchtete vorhanden. Nach dem Brand waren die Menschen zusätzlich Kälte und Hunger schutzlos ausgeliefert. Der SOS Balkanroute gelang es als erste Initiative, die Menschen nach 18 Tagen der Not, mit warmen Mahlzeiten zu versorgen und Feuerholz zu organisieren. Mittlerweile unterstützen wir neben Hilfsnetzwerken in sechs bosnischen Städten und Orten auch lokale Initiativen im Grenzgebiet Serbien/ Ungarn, wo entlang des Grenzzauns Tausende Menschen in elendigsten Bedingungen ausharren, welche Gewalt und Rassismus der vorherrschenden Politik und der Beamt: innen ausgesetzt sind. Seit März 2023 unterstützen wir auch die Transitzone in Rijeka in Kroatien, wo täglich Hunderte Geflüchtete, darunter zahlreichen Minderjährige, ankommen, deren Körper von den Strapazen und der Gewalt gezeichnet sind und schnelle Erstversorgung benötigen. Die SOS Balkanroute entlastet dort die Caritas der Erzdiözese Kroatien und Aktivist:innen mittels Kleiderspenden, Hygieneartikel und medizinischem Materialspenden, ebenso wie durch den Personaleinsatz einer Diplomkrankenpfleger:in und eine praktische Ärzt:in. Die ankommenden Menschen benötigen oft medizinische Versorgung nach den brachialen Pushbacks, Versorgung der geplagten Füße nach der langen Flucht, sowie Dusch- und Schlafgelegenheiten; aber besonders warme Worte.
Warum es uns gibt: Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen
An den EU-Außengrenzen ist die Situation für geflüchteten Menschen desaströs – ihnen wird regelmäßig das Recht auf Asyl verwehrt, sie werden an den Grenzen zurückgeschlagen, gefoltert, ihrer letzten Habseligkeiten durch Grenzbeamt: innen beraubt und rassistisch beleidigt. Es mangelt an ausreichender Infrastruktur, Unterkünften, medizinischer Versorgung, Rechtsberatung sowie menschenwürdiger Behandlung. Rechtswidrige Pushbacks, Gewalt und Demütigungen von Geflüchteten entlang der Balkanroute sind nicht die Ausnahme, sondern der Alltag. Die SOS Balkanroute war maßgeblich daran beteiligt, die österreichische und europäische Politik mit den Dokumentationen von Menschenrechtsverletzungen direkt zu konfrontieren. In der zweibändigen Dokumentation Black Book of Pushbacks sind über 13.000 Fälle von Menschenrechtsverletzungen an Geflüchteten festgehalten. Wir zeigen regelmäßig auf, dass diese Verbrechen an Schutzsuchenden aufgrund rassistischer Grenzpolitik der EU und der tödlichen Politik einer Festung Europas, verursacht werden. Wir sind mitverantwortlich!
Humanitärer Widerstand und gegen das Vergessen!
Seit 2019 setzt sich Nihad, unser lokaler Helfer in Tuzla, unermüdlich für die Geflüchteten, die am Busbahnhof ohne Unterkunft und Hab & Gut ankommen, ein. Er versorgt sie mit Essen, ihre Wunden mit Erster Hilfe und spendet Trost nach den beschwerlichen Wegen der Flucht. Nihad konnte bei dem vorherrschenden Leid auf der Balkanroute nicht wegschauen, aber auch nicht vergessen, wie viele Menschen auf der Flucht ihr Leben verlieren und wie viele der Geflüchteten vermisst und verzweifelt von ihren Familien gesucht werden. Daher begleitet er mit Unterstützung der SOS Balkanroute die Angehörigen auf ihrer Suche. Gemeinsam setzten wir uns nicht nur für die Würde der Lebenden, sondern auch für die Würde Verstorbenen und gegen das Vergessen und das Unrecht ein.
Wofür wir stehen: Solidarität mit allen - egal woher!
Die SOS Balkanroute arbeitet nach dem Prinzip - die Helfer: innen und die Strukturen vor Ort zu stärken, zu unterstützen und sichtbar zu machen – sowie die engagierten Frau:engruppen, Mama Zemira, Azra oder Baba Asim in Bihac und Nihad in Tuzla. Mittlerweile konnte die SOS Balkanroute 65 Hilfstransporte organisieren, hat zahlreiche Initiativen und Helfer:innen vor Ort finanziell unterstützt und 2 Tageszentren – eines in Sarajewo und eines Tuzla - wurden mittels Spendengelder aufgebaut. Der Anspruch auf Nachhaltigkeit widerspiegelt sich auch in der initiierten humanitären Städtepartnerschaft zwischen Graz und Traiskirchen mit Bihać.
Die SOS Balkanroute möchte Bewusstsein für die Menschenrechtsverletzungen entlang der Balkanroute und den EU-Außengrenzen schaffen, versucht nachhaltig die Situation von Geflüchteten in Südosteuropa zu verbessern und steht für Solidarität und Schutz für alle Menschen – gleich ihrer Herkunft.
Mehr Informationen:
Projektstandort: SOS Balkanroute, Schwarzingergasse 1/10, , 1020 Qien, ÖsterreichRIP: Menschenwürde für alle! Unterstütze unser Friedhofsprojekt
Unser Helfer Nihad kümmert sich seit Jahren darum, dass Vermisste gefunden werden und dass Tote ein Grab bekommen. All die Menschen, die im Grenzfluss Drina zwischen Bosnien und Serbien ertrunken sind und nicht den Weg nach Europa geschafft haben. Nihad und SOS Balkanroute, gemeinsam mit vielen lokalen Vereinen, schaffen mit 41 Grabsteinen auf 2 Friedhöfen an den EU-Außengrenzen einen ersten Ort der Erinnerung und Trauer für die Opfer der Festung Europa.Unser Ziel: Auf den Friedhöfen in Bijeljina und Zvornik, an der bosnisch-serbischen Grenze, sollen 41 neue Grabsteine aufgestellt werden und der Friedhof renoviert werden. Wir wollen, dass die Schutzsuchenden menschenwürdig begraben werden, dass die Friedhöfe zu einem Ort des würdigen Gedenkens an die Opfer der Festung Europa werden. Ziel des Projekts ist es, dass das Leben und die Geschichte der dort begrabenen Geflüchteten niemals vergessen und die geraubte Menschenwürde zurückgegeben wird. Am 20. Jänner findet während einer Gedenkfeier die Enthüllung der Gräber statt.Setzt mit uns ein Zeichen gegen das Vergessen und für ein Mahnmal an den EU-Außengrenzen!