Das Theodor Herzl Puppenspiel
Eine experimentelle Wandertheaterproduktion über Anderssein, Nationalismus, Zivilcourage und Befreiung von sozial bedingtem Selbsthass in Österreich, einst und jetzt.
Über das Projekt
Worum geht es in dem Projekt?
Das Theodor Herzl Puppenspiel
Ghettokomödie von Warren Rosenzweig
Eine Produktion des Jüdischen Theaters Austria
HERZL: Man hasst uns, weil wir uns selbst hassen. Nicht als Einzelnen, aber als Gruppe. Als Gruppe müssen wir daher lernen, uns selbst zu respektieren.
Das Jüdische Theater Austria* ist der erste österreichische Verein seiner Art seit 1938, der mit seiner künstlerischen Arbeit die kritische Auseinandersetzung mit Vorurteilen, Diskriminierung und Vergangenheitsbewältigung fördert.
In der experimentellen Theaterproduktion DAS THEODOR HERZL PUPPENSPIEL wird der Wiener Theaterautor und Journalist Theodor Herzl zum Leben erweckt, der zum Aktivisten des jüdischen Volkes wurde und die Bewegung für einen unabhängigen Staat gründete. Im intimen Szenario von Herzls Psyche nimmt das Publikum an seinem Kampf gegen die Verinnerlichung der Unterdrücker von außen teil. Das multimediale Puppenspiel transportiert widersprüchliche Vorstellungen im Geist des Protagonisten, z.B. von kultureller Vielfalt und Nationalismus, Judeophobie und Gemeinschaft oder Feigheit und Zivilcourage.
Durch Touren und Teilnahme an internationalen wie regionalen Festivals soll eine breite Zielgruppe erreicht werden, darunter MigrantInnen, SeniorInnen, junge Erwachsene, ausgegrenzte Gesellschafts-gruppen sowie Theaterbesucher aller Art sowohl in Städten als auch auf dem Land.
*not supported by the city of Vienna
Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?
Detailliertes Projektbudget als pdf finden Sie unter "Dateien".
DAS THEODOR HERZL PUPPENSPIEL
Ghettokomödie von Warren Rosenzweig
Eine Produktion des Jüdischen Theaters Austria
Copyright © 2010 Jüdisches Theater Austria
<link http: v004524.vhost-vweb-02.sil.at jta_files thps respekt thps_rspkt_bschrbng.pdf>Vollständige Projektbeschreibung als pdf mit Hyperlinks zum downloaden und drucken
INHALTSVERZEICHNIS
Th.H: Halten Sie davon, was Sie wollen: Hochmut…Feigheit…Komödie…Scham. Aber so ist es.
DAS THEODOR HERZL PUPPENSPIEL
1. Experimentelles Puppentheater aus dem Geist der Geschichte
2. Ein neues Theaterstück über „Anderssein“ und die Moderne in Österreich
3. Gesellschaftspolitische Aktualität
4. Kurz- und langfristige Ziele
5. Veranstaltungen im Zuge der Produktionsrealisierung
6. Warren Rosenzweig
Anhang I
- <link http: v004524.vhost-vweb-02.sil.at jta_files thps respekt thps_rspkt_auszg.pdf _blank aus ein geisteszustand als>Textauszüge aus Th.H, ein Geisteszustand als pdf
- <link http: www.youtube.com user u ym2t9dnvufm _blank video-slideshow staged reading in altstadt juni>Online Video-Slideshow – Staged Reading in Altstadt Wien, Juni 2010
- <link http: v004524.vhost-vweb-02.sil.at jta_files thps respekt thps_rspkt_bschrbng.pdf _blank projektbeschreibung als pdf mit>Vollständige Projektbeschreibung als pdf mit Hyperlinks
JÜDISCHES THEATER AUSTRIA
An International Stage for an Intercultural Diaspora*
1. Gründung und Ziele
2. Publikum, kreatives Schaffen und Vergangenheitsbewältigung auf der Bühne
3. Kulturelle Revitalisierung und Streben nach Gerechtigkeit
4. Zusammenarbeit, Kooperationen und Gastveranstaltungen
5. *Not supported by the City of Vienna
6. Kooperation mit Respekt.net
Anhang II
- <link http: www.jta.at new_hp _blank pressestimmen auf der homepage des jüdischen theaters>Pressestimmen 2000-2009 auf der Homepage des Jüdischen Theaters Austria
- <link http: www.youtube.com user u w_gqlly548o _blank video interview mit warren>Inter.Kultur.Preis 2008 – Video Interview mit Warren Rosenzweig
DAS THEODOR HERZL PUPPENSPIEL
PAULA:
Dolfidori Dolfidori
Du kriegst mich nicht, Adi, Jud’.
Bin künftige Vergangenheit
Und du? Und du? Und du?
1. Experimentelles Puppentheater aus dem Geist der Geschichte
DAS THEODOR HERZL PUPPENSPIEL ist eine zeitgemäße Erinnerung an das Leben und die Zeit Theodor Herzls (1860-1904), dem Begründer des modernen politischen Zionismus, sowie eine kreative, kritische Analyse jüdischer Erfahrung in Österreich. Es behandelt die Themen Judeophobie zur Zeit Karl Luegers, österreichisch-jüdischen Selbsthass und die Gründung des Staates Israel in der konfliktbehafteten Wiener Seele.
Die geplante Inszenierung ist ein Ineinanderfließen von Sprache, Bewegung, Musik und Form und beinhaltet die experimentelle Animation von Figuren und Requisiten in einem dynamischen, multimedialen Puppenraum. Ort und Zeit der Handlung: acht Tage im Kopf von Theodor Herzl Anfang November 1894, kurz bevor er das zionistische Manifest Der Judenstaat im Frühjahr 1895 verfasste. Als Puppenspieler stellt Warren Rosenzweig über dreißig Charaktere aus der Psyche des Protagonisten dar, verkörpert aber gleichzeitig das Unterbewusstsein von Herzl selbst. In einem amorphen, zeitlosen Raum entsteht "visuelles Theater", das auch mittels themenreicher Erzählung über einhundert Jahre kulturelles Erbe und Enigma erforscht.
2. Ein neues Theaterstück über „Anderssein“ und die Moderne in Österreich
[Ein] coup d’imagination. Es ist ein gewaltiges, ambitioniertes Werk, das hohe Ansprüche an Schauspieler und Publikum stellt, aber es belohnt beide, indem es jedes Potential der Bühne ausschöpft. Dies ist ein nuanciertes, noch nie dagewesenes Porträt von Herzl.
– Ellen Schiff, Autorin und Anthologin von 9 Contemporary Jewish Plays, Awake and Singing: Six Great American Jewish Plays, Fruitful and Multiplying: Plays from the American Jewish Repertoire, From Stereotype to Metaphor
Ihr Stück zeichnet sich durch enormen Detailreichtum aus und ich halte es aufgrund der Genauigkeit Ihrer Recherche, der interessanten Idee, es als Drama im Drama umzusetzen und der damit verbundenen szenischen Raffinesse für eine bemerkenswerte und erhellende Arbeit über Theodor Herzl.
– Österreichischer Bühnenverlag, Kaiser & Co., Ges.m.b.H.
Als dramaturgische Grundlage dient das von Rosenzweig in Wien 2003/04 verfasste Theaterstück "Th.H / ein Geisteszustand". Im Zentrum steht die geistige Odyssee eines frustrierten, bürgerlichen Bühnenschriftstellers, der mit seinen inneren Dämonen ringt, um schließlich mit einer neuen Vision seiner Selbst hervorzutreten, die den Lauf der Geschichte erschüttern würde. Die vielschichtige thematische Struktur vermittelt ein Stück menschlicher Größe, die selbst aus Schuld, Scheitern und Torheit hervortreten kann und beleuchtet die dunkle Ironie der Persönlichkeit, der Gesellschaft und der Geschichte Österreichs.
HERZL: Stimmt es nicht, dass die Emotionen der Masse gegen uns aufgehetzt werden? Stimmt es nicht, dass in Wahrheit alles auf ein und denselben Schluss hinausläuft: Juden Raus! „Juden Raus!“ ist die Botschaft, die wir hören. „Raus! Raus!“ Wird man je zufrieden sein, es sei denn, wir gehen? Aber sollen wir? Können wir? Besitzen wir die Würde, unser eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen? Ich werde die Frage jetzt so kurz wie möglich formulieren: Sollen wir jetzt raus? Und wenn – wohin sollen wir gehen? Oder können wir noch bleiben? Und wie lange noch?
LUEGER: Ruhe! Bitte, du solltest deinen Spaß jetzt gehabt haben. Was mich betrifft, könnt ihr schon morgen gehen!
Die Dramaturgie des Stücks basiert auf sorgfältiger, historischer Recherche, ist aber gleichermaßen inspiriert durch die Erfahrung des Autors als Begründer und künstlerischer Leiter des ersten jüdischen Theaters in Österreich seit den 1930er Jahren und wirft pointierte Fragen von aktueller Relevanz auf: Warum war/ist „Anderssein“ in Österreich keine Selbstverständlichkeit? Was ist die so genannte „Judenfrage“ und wieso hat diese solch großen Einfluss auf die moderne österreichische Seele ausgeübt? Wenn Herzl als Protagonist und Hitler als Antagonist in der Entstehungsgeschichte des Staates Israel fungieren, ist es Zufall, dass beide Anführer der beherrschenden politischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts Österreicher waren? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Österreich, seiner jüdischen Geschichte und der geopolitischen Spannung in der heutigen Welt?
3. Gesellschaftspolitische Aktualität
Die Thematik des Stoffes ist nach wie vor hochaktuell, wenn man die Vorgehensweisen und Vorgänge innerhalb der Politik bedenkt, besonders die Ausgrenzung von AsylantInnen oder islamischen Bevölkerungsgruppen. Mittels eben solcher Ausgrenzungsmechanismen fördern Politiker eine Sündenbock-Mentalität, die darauf abzielt, vom eigenen Machtmissbrauch abzulenken.
Nationalismus, Diskriminierung und Judeophobie, Themen welche im Stück eine zentrale Rolle spielen, sind vor allem für die Stadt Wien relevant, da Hitler hier sozialisiert wurde und durch Karl Lueger und Georg von Schönerer mit den Ideen des Judenhasses in Berührung kam. Erst anhand der Politik Luegers konnte Hitler lernen, wie man mit gezielter Hetze gegen eine Bevölkerungsgruppe die Gunst anderer Teile der Bevölkerung erringt und so Macht gewinnt.
Auch in der heutigen Politik bedienen sich noch manche Politiker Mechanismen der Fremdenfeindlichkeit. Herzls Courage seine Stimme zu erheben und die engstirnigen Anschauungen der ‚Mehrheitsgesellschaft’ in Frage zu stellen sowie die kulturelle Autorität und die Vorurteile der führenden Politiker anzufechten, bietet ein dringliches und anregendes Beispiel von gesellschaftspolitischem Verantwortungsbewusstsein aus der jüngsten Geschichte.
4. Kurz- und langfristige Ziele
- Proben ab November 2010, noch im Jahr von Theodor Herzls 150. Geburtstag.
- Aufführungen 2011 bis 2012 in und außerhalb Wiens
- Es wird versucht, eine große Spannweite an Publikum im breiten demographischen und sozialen Umfeld zu erreichen, sowohl in Haupt- und Kleinstädten als auch in anderen kleinen Ortschaften.
- Durch Touren sowie Teilnahme an regionalen und internationalen Festivals soll die Produktion innerhalb und außerhalb Österreichs Resonanz finden.
- Die sensible und sorgfältige Untersuchung eines der wichtigsten jedoch weniger bekannten Kapitel der jüngsten Geschichte Österreichs, welche das Puppenspiel durch das Medium der Bühne erforscht, soll sowohl zum Diskurs der bürgerlichen Eigenverantwortung sowie zu gesellschaftlicher Gleichberechtigung beitragen.
5. Veranstaltungen im Zuge der Produktionsrealisierung
Bin schwer beeindruckt. Ein sehr persönlicher Zugriff, locker und gar nicht akademisch, theatralisch und doch Fakten vermittelnd. Figuren und Lebendigkeit des Dialogs sind von nachprüfbarer Dimension und Qualität. Wir würden das Zustandekommen dieser Kooperation sehr begrüßen, weil einerseits die Thematik genau in den Kulturauftrag und in die weltanschauliche Positionierung unseres Hauses fällt, andererseits die schauspielorientierte Konzeption des Stücks erwarten lässt, dass eine öffentliche Lesung die literarischen Qualitäten des Texts besonders plastisch zur Geltung bringen könnte.
– Dr. Alfred Schleppnik, Generalsekretär, Volkstheater Wien, Jänner 2004
Der Zusammenarbeit des österreichischen Kulturforums Tel Aviv, dem Stadttheater von Haifa und dem Jewish Theater Austria war ein höchst interessanter Abend zu verdanken… [Es war] eine Vorstellung von hohem Niveau.
– Schalom / Zeitschrift der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, September 2004
[In einer Lesung des Jüdischen Theaters Austria aus dem ersten Akt des Stückes] schafften es die Meister der Bühne, dem Wiener Antisemitismus zur Zeit Luegers sowie der innerjüdischen Zerstrittenheit im Stück das Aroma des Fin de siècle zu verleihen.
– Kleine Zeitung, Graz, 25.1.2005
In Kooperation mit dem Wiener Volkstheater und dem Jüdischen Museum Wien wurde 2004 unter der Regie des Autors eine inszenierte Lesung der ersten Akte in deutscher Sprache veranstaltet. Ebenfalls unter der Regie des Autors fanden inszenierte Lesungen in englischer Sprache im Stadttheater Haifa, Israel (2004), mit LaboraTORIA in Moskau (2005), im Literaturhaus Wien und im Center for Jewish History in New York (2006) statt. Experimentelle „Puppenspiel“-Lesungen wurden in der Hauptbücherei Wien am Urban-Loritz-Platz (2008) sowie im Hotel Altstadt Vienna (2010) präsentiert.
6. Warren Rosenzweig
Geboren in Brooklyn, NY, seit Jahrzehnten als Bühnenautor, Regisseur und Produzent von nicht-profitorientiertem, zeitgenössischem „Theater of the Underdog“ tätig.
Warren Rosenzweig begann seine Theaterausbildung im Alter von neun Jahren an der New York Academy of Dramatic Arts und war das jüngste Mitglied der New York Puppetry Guild und der Puppeteers of America. Er machte seinen Abschluss in Philosophie, summa cum laude, am Brooklyn College und studierte Philosophie auch an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Anfang der 80er Jahre arbeitete er intensiv mit Theater für Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien in New York. Er war Gründer und künstlerischer Leiter (1984 bis 1988) des Ensembles Strangers in Wien, das mit experimentellen Produktionen mit und über ImmigrantInnen, GastarbeiterInnen und politischen Flüchtlingen durch Österreich und Deutschland tourte.
Seit 1990 aktives Mitglied der Dramatists Guild of America. Von 1992-1993 künstlerischer Leiter des mit dem New Yorker OBIE-Preis ausgezeichneten BACA Downtown Theaters für neue Stücke, Performance-Kunst, experimentelles Theater und Tanz-Performance.
1999 gründete Warren Rosenzweig das Jüdische Theater Austria.
JÜDISCHES THEATER AUSTRIA
An International Stage for an Intercultural Diaspora*
Die Menschen innerhalb einer Gemeinschaft haben ein Recht zu entscheiden, was auf der Bühne zu sehen sein soll. Gemeinschaft ist jeder, mit dem wir zusammenleben, unser Publikum, unsere Nachbarn. Die Zeit ist reif, dass man es der Gemeinschaft überlässt – und es sogar von ihr verlangt –, sich um ihre kulturellen Interessen und Bedürfnisse selbst zu kümmern. Das wird jedoch nur geschehen, wenn die Gemeinschaft auf direkter und freiwilliger Basis in die Kunst investieren kann, mit Steuerbegünstigungen und ohne politische Interventionen. Es ist höchste Zeit, endlich eine wirklich freie Theaterszene zu entwickeln, wo sich Vielfalt, Kreativität, Kooperation und Gemeinschaft frei entfalten und wachsen können.
– Warren Rosenzweig, „Höchste Zeit für eine wirklich freie Szene!– Ein Plädoyer für den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit des Theaters“, Die Presse, 04.02.2004
1. Gründung und Ziele
1999 von Warren Rosenzweig gegründet, ist das Jüdische Theater Austria der erste jüdische Theaterverein Österreichs seit 1938 und eine der wenigen Initiativen dieser Art in Europa. Neue Bühnenwerke werden zu Themen zeitgenössischer interkultureller Erfahrung – speziell im europäischen Kontext – entwickelt und produziert. Sein unabhängiger künstlerischer Auftrag besteht in der Revitalisierung österreichisch-jüdischer Theaterkunst und interaktiver Kommunikation durch das Medium Bühne zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen.
Das Jüdische Theater Austria steht für kulturelle Vielfalt und Akzeptanz, künstlerische Ausdrucksfreiheit, Gemeinschaftsbewusstsein sowie die Erforschung sozialer Konfliktstrukturen und Verantwortung in der Kunst. Seine Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Neuentdeckung der internationalen Seele in der heutigen österreichischen Gesellschaft. Kulturelle Integration braucht gegenseitige Erfahrung in einem vielfältigen sozialen Umfeld, das Theater stellvertretend schaffen kann.
2. Publikum, kreatives Schaffen und Vergangenheitsbewältigung auf der Bühne
Das Jüdische Theater Austria zieht ein vielschichtiges Publikum an, darunter regionale und internationale BesucherInnen, KünstlerInnen, StudentInnen sowie verschiedenste Interessens- und Altersgruppen sowohl in Österreich aus auch im Ausland.
Bereits verwirklichte Produktionen, Festivals und Veranstaltungen sind unter vielen anderen <link http: www.youtube.com user u wbd5knmsx9a _blank garten im>der Garten im Schrank (ausgezeichnet mit dem Oberösterreichischen Inter.Kultur.Preis, 2008), Tikun Olam: „Repair the World“ Festival of International Jewish Theater und Weltkongress des internationalen jüdischen Theaters (eröffnet unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer, 2007), <link http: www.youtube.com user u wftv09oleho _blank>Pessach Ramadan (2003-2006), Nicht mehr hier (2005), shtick! (seit 2003), Totem und Tabori (seit 2002), Der Flüchtling II & Der Flüchtling I (2002), Weismann und Rotgesicht (2001), Ohne Begleitung (I Will Bear Witness, Eine alltägliche Verwirrung, Grace x 3, Solothon, 2001), Zwischenfall in Vichy und Arthur Miller and the Theater of Responsibility (2000).
Neue Projekte in Arbeit inkludieren unter anderem In La Kesh („Ich bin ein anderes Du“, seit 2009), das Schulprogramm: Ich bin anders! Du auch? (seit 2008) und das Gemeinschaftsprojekt „The Window“ (seit 2006). Die dramaturgische Arbeit des Theaters ist auch mit der Erzeugung weiterer literarischer Werke verbunden, wie zum Beispiel Peter und der Wolf von Ari Roth (2002, Förderpreis des European Association for Jewish Culture an Warren und Sonja Rosenzweig).
Viele der oben genannten Projekte, aber auch zahlreiche andere, widmen sich der Vergangenheitsbewältigung auf multimedialer Ebene, wie zum Beispiel die Doku-Video-Reihe “Faceless” (siehe z.B. <link http: www.youtube.com user u w5lqmtjezis _blank>Adolf Who?), Literatur- und Musikveranstaltungen wie Widersprechen 1938-2008, Go Down, Moses!, die Filmpräsentationen Wien Mein Wien & Existenz Enkel von Alexandra Reill, Gedenkveranstaltungen wie Verloschene Funken und Der Judenstaat, öffentliche Diskussionen und Vorträge wie Braucht Österreich eine lebende Jüdische Kultur, Theater of the Holocaust, Hitler Hinter Uns, Remembrance for the Future: Memorial and Renewal through Stage Performance, The Children of the Jüdische Künstlerspiele und Theater of Genocide. Dazu zählen auch die bereits abgeschlossenen, aber bis dato noch nicht realisierten Dramaturgiearbeiten gedainkst? Erinnerung und Aufbau sowie Einbildungsroman: Erinnerungen an DADA Weltkriege von Erwin Blumenthal.
3. Kulturelle Revitalisierung und Streben nach Gerechtigkeit
Wer Jude ist, bestimme ich!
– Dr. Karl Lueger
Das Jüdische Theater Austria ist ebenso verantwortlich für die „Nestroyhof Initiative“ (2001-2008), eine öffentliche Kampagne für die Reetablierung der ehemaligen Spielstätte der Jüdischen Künstlerspiele in der Leopoldstadt, die auf die fortwährende Ungerechtigkeit in Zusammenhang mit der Geschichte des Gebäudes aufmerksam machte und großes Echo in österreichischen und internationalen Medien erreichte. Unterstützung erfolgte von einer Vielzahl prominenter Persönlichkeiten. 2009 eigneten sich jedoch die Stadt Wien und ihr Projektpartner das Konzept des Jüdischen Theaters Austria an (siehe auch <link http: www.jta.at new_hp>www.nestroyhof.at).
4. Zusammenarbeit, Kooperationen und Gastveranstaltungen
Der Verein blickt auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer Vielzahl angesehener KünstlerInnen, darunter SchauspielerInnen, RegisseurInnen und AutorInnen aus aller Welt zurück.
Zu den zahlreichen Kooperationspartnern in Österreich zählen unter anderem das Wiener Volkstheater, Jüdisches Museum Wien, Theater des Augenblicks, Theater am Petersplatz, Literaturhaus Wien, IKG Wien, Die Vereingten Bühnen Graz, Schauspielhaus Graz, Forum Stadtpark Graz, Literaturhaus Graz, Karl-Franzens-Universität Graz, Pavelhaus (Bad Radkersburg), Universität Innsbruck, Theaterpädagogisches Zentrum Hall in Tirol, Jüdisches Museum Hohenems, und Schloss Gobelsburg (Langenlois, Niederösterreich).
Internationale Kooperationen, darunter auch Gastveranstaltungen, wurden bereits mit folgenden Institutionen verwirklicht: Akko Festival of Alternative Israeli Theater, Haifa Stadttheater (Israel), Tel Aviv University Theater Department, Austrian Cultural Forum Tel Aviv, LaboraTORIA (Moskau), Austrian Cultural Forum Moskau, Universität Florenz, Association for Jewish Theater (US), Leo Baeck Institut (NY), Austrian Cultural Forum New York, Goethe Institut Chicago, Consulate General of Austria (Chicago), Österreichische Botschaft Washington, D.C., Jewish Theater of the South (Atlanta, GA), Jewish Ensemble Theater (Detroit), The Montreal International Yiddish Theater Festival und Artefiz (Zürich).
5. *Not supported by the City of Vienna
Gefördert werden bevorzugt Theaterformen, die eine Konfrontation in bis dato unbeachteten Segmenten der Lebenswelt suchen. Die ihre Arbeit unter dem Zeichen der ‚Prozesshaftigkeit’ betreiben – und dem Experiment grundsätzlich zugeneigt sind.
– Der Standard, 24. 01. 2004, über die angegebenen Kriterien für Theaterförderung
Bedauerlicherweise haben [die] Bemühungen der Volksanwaltschaft keine Früchte getragen. Der Herr Bürgermeister hat zunächst bloß auf die Expertise des zuständigen Kuratoriums hingewiesen, ohne näher auf die Bewertungsproblematik einzugehen. Auch als die Volksanwaltschaft im fortgesetzten Verfahren auf einer genauen Begründung beharrte, blieb er auf dieser Linie und verwies lediglich auf die Schwierigkeit der objektiven Beurteilung der Qualität von Kunstwerken: „Auf der genannten Schwierigkeit beruhen Qualitätsmessungen künstlerischer Leistungen, aber auch Qualität und Geheimnis der Künste. Die Qualitätsmessung ist schwieriger als Zeitmessung bei einem Grand Prix und bei einem Riesenslalom.“ [...] Die Volksanwaltschaft [hat] bereits in ihrem 27. Bericht an den Wiener Landtag (2005) die Bestellung der [...] Mitglieder der „Wiener Theaterjury“ als intransparent und in der Auswahl nicht nachvollziehbar kritisiert.
– Volksanwältin Mag. Terezija Stoisits an Warren Rosenzweig, 8.4.2010
Das Jüdische Theater Austria ist nicht nur das erste Theater seiner Art seit 1938, sondern wahrscheinlich auch das erste Theater in Wien, das bis heute praktisch ohne Förderungen von Kulturamt oder Bund auskommen muss und trotzdem seit elf Jahren professionelles Theater produziert, seit zehn Jahren ein ständiges Büro in Wien führt und seit fünf Jahren einen eigenen Veranstaltungsraum betreibt. Durch sein internationales Profil sowie zahlreiche Gastveranstaltungen hat das Theater sowohl innerhalb als auch außerhalb Österreichs Bekanntheit erlangt.
Seit 2001 wurden zwar regelmäßig Anträge auf Förderung eingereicht, allerdings wurde jede Einreichung ohne Ausnahme von allen Beiräten, Kuratorien oder Jurys „nicht empfohlen“ bzw. für nicht förderungswürdig befunden. Darunter befanden sich mehrere Produktionen, die das Theater trotzdem erfolgreich auf die Bühne brachte.
Diese Erfahrung des Jüdischen Theaters Austria trug zur Aufklärung der Vorgehensweise des Wiener Kulturamts bei: Wirklich freies Schaffen, Kritik an Zentralisierung und Kulturpolitik sowie institutionell unabgängige Vergangenheitsbewältigung werden missachtet. Obwohl sich das Theater durch nachweisbares öffentliches Ansehen, Integrität und Know-How auszeichnet und von zahlreichen internationalen Partnern unterstützt wird, darunter viele Persönlichkeiten oder Institutionen aus der Kunst- und Kulturszene, der Politik, den Medien, der Wissenschaft und Industrie, ist es weiterhin vom fairen Zugang zu zentralisierter Kunstförderung ausgeschlossen (siehe <link http: www.jta.at new_hp>www.jta.at).
6. Kooperation mit Respekt.net
Was bedeutet es, 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg jüdisch zu sein? Die Arbeit des Jüdischen Theaters Austria ist nicht nur von verlorener Bühnenkunst und vergessenen Persönlichkeiten inspiriert, sondern sie konzentriert sich vor allem auf die Neuentdeckung der jüdischen Seele in der heutigen österreichischen Gesellschaft.
Das Jüdische ist tief verwurzelt in der österreichischen und europäischen Geschichte, hat es aber eine Zukunft? Kultureller Wiederaufbau bezieht sich auf die Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, aber auch auf Begegnung, Interaktion und interkulturelles Wissen. Die daraus resultierende Sensibilität soll als „Antidot gegen die wiederkehrende Stimmung der Intoleranz und deren Verharmlosung“ wirken, welche seit Anbeginn Bestreben des Jüdischen Theaters Austria ist (Neue Züricher Zeitung, 10.7.2000, „Antidot gegen Intoleranz. Jüdisches Theater Austria gegründet“).
Die Kooperation mit Respekt.net beziehungsweise seinen Investoren ist gerade deshalb für das Theater von überaus großer Bedeutung, da dieses Portal Hoffnung auf wachsende Demokratie, Meinungsfreiheit, kulturelle Vielfalt und gegenseitiges Verständnis in Österreich stärkt.
Projektstandort: , Wien, Österreich